Werke

Ochres II (2017)

für Flöte, Oboe, Klarinette und Ensemble
EDIZIONI SUVINI ZERBONI-MILANO
SCORE

Kompositionsauftrag des WDR
Ensemble Orchestral Contemporain Unter der Leitung von Daniel Kawka
06. 05. 2017 “Wittener Tage für neue Kammermusik 2017”
17 Min.

***
Ochres II (2017) für Flöte, Oboe, Klarinette und Ensemble

Rot, orange, golden, manchmal sogar lila – Schichten aus Ocker, die eine magische Landschaft erzeugen. Wer je einmal durch natürliche Ocker-Felsen (wie in Roussillon/Provence) gewandert ist, wird die Farbenflut, die fast eine Rauschwirkung hervorruft, ein Leben lang erinnern.

Die Menschheit war von Anbeginn an vom Ocker-Pigment fasziniert. Es war wohl das erste künstlerische Material, mit dem der Mensch sich selbst und seine Gegenstände schmückte, es wurde in der Vorgeschichte zur Höhlenmalerei verwendet und von vielen Kulturen auf verschiedenen Kontinenten benutzt.

„Ochres II“ ist eine Art Tripelkonzert für Flöte, Oboe, Klarinette und Ensemble. Die drei Holzblasinstrumente, die ihre je eigenen Klangfarben haben, evozieren die Farbigkeit und das Schillern von Ocker. Das Trio wird durch das Ensemble zu einem Meta-Instrument erweitert – durch mehrere Aspekte:

Die Harmonik des Stücks wird durch die Mehrklänge der drei Holzblasinstrumente angelegt und durch das Ensemble quasi „instrumentiert“. Durch die Kombination von Bisbigliando und Mehrklänge der „Solo“-Instrumente, die in den Ensemblekontext eingeschmolzen werden, werden Farbbänder mit gemeinsamen Charakteristika hervorgebracht.

Der Farbreiz der Ocker-Pigmente entsteht durch Absorption und Remission (Streuung oder Reflexion) bestimmter Frequenzanteile des sichtbaren Lichts – analog dazu sind die akustischen Spektren des Stückes gebildet.

Neben den Klangmaterialien mit ihren Farbaspekten spielt ein Formaspekt für mein Stück eine Rolle, der auf die Malerei verweist: setzt das Solistentrio Spritzer und Tropfen auf eine imaginäre Leinwand, so entwickelt und verbreitert und verbindet das Ensemble die punktuellen Ereignisse. Wie der Betrachter vor einem Bild von, zum Beispiel, Jackson Pollock die Linienzüge aus größerer Entfernung überblicken kann oder aber, mit der Nasenspitze an der Leinwand, das Auge im Farb-Detail baden mag, so erhält das Stück durch eine Dramaturgie des Hinein- und Herauszoomens seine Form.